Die Regenerative Landwirtschaft

Die Art und Weise wie wir unsere Böden bearbeiten und bewirtschaften führt langfristig in eine Sackgasse. Denn nach Informationen der FAO findet täglich und oft unbemerkt weltweit die Boden-Verschlechterung statt in Form von Versiegelung, Wind- und Wasser-Erosion, Verdichtung und Verschlämmung. Auch bei uns im Badischen spüren wir die klimatischen Veränderungen. Jahr für Jahr weniger Niederschlag als im Durchschnitt, verbunden mit Hitzewellen und Starkregen, die wiederum so extrem sind, dass die ausgetrocknete Landschaft die Wassermengen u. U. gar nicht aufnehmen kann und es dadurch zu Bodenerosion und Auswaschungen kommen kann. Zeitgleich zum Verlust von wertvollem Ackerboden fliesen großen Mengen an Wasser in Gräben, Bäche oder auch Kanalisationen rasch ab, ohne jemals die Möglichkeit zu erhalten, durch eine langsame Versickerung  je das Grundwasser erreichen zu können.  International betrachtet zum Teil in noch viel dramatischeren Dimensionen als hier bei uns in Deutschland.

Obwohl, in einigen Landstrichen verursachten die Dürresommer von 2018 bis 2022 so eine strake Austrocknung der Böden, dass Bäume und ganze Wälder starben. Im bisherigen Rekordsommer 2022  litten 98% Deutschlands unter der Trockenheit. Diese Fakten deprimieren. Doch es gibt Hoffnung, dass wir diese Entwicklung stoppen und gar umkehren können, zumindest größtenteils.

Dabei kann die Landwirtschaft eine Schlüsselrolle übernehmen. Aller Kohlenstoff, der in Form von CO2 jetzt zu viel in der Atmosphäre schwebt, kam ursprünglich aus dem Boden – aus der Humusschicht und aus Gesteinsschichten – und dorthin sollte er auch wieder zurück. So viel wie irgend möglich. Denn in den meisten Böden, auch in Deutschland, ist heute ein dramatischer Verlust an Kohlenstoff festzustellen, dem wichtigsten Bestandteil von Humus. Ohne Humus verliert der Boden seine Fruchtbarkeit. Pflanzen aller Art holen das „Zuviel“ an Kohlenstoff aus der Luft, speichern es in Blättern und Holz und schicken es über ihre Wurzeln an das „Zuwenig“ der Böden. Das macht diese wiederum fruchtbarer und bindet den Kohlenstoff. Bedeutet im Umkehrschluss, dass eine ständige Begrünung der Böden diesen Prozess fördert und dadurch eine Kohlenstoffsenke schafft. Eine ständige Begrünung sollte unser Ziel sein, denn sobald Pflanzen absterben, geben sie das zuvor aus der Luft entnommene CO2 nach und nach wieder ab.

Die Natur kann sich durchaus heilen, wenn man sie gewähren lässt. Die Regeneration mit Hilfe von Wasser, Pflanzen und Boden würde unseren Planeten gesunden lassen.

Was bedeutet „Regenerative Landwirtschaft? Es ist das Wiederherstellen des lebend verbauten Kohlenstoffes im Boden durch Humusaufbau in Verbindung mit der Wiederherstellung der mikrobiellen Prozesse im Boden. Die Regenerative Landwirtschaft besteht aus in der Praxis gewonnenen Erfahrungen und ist ein fortschreitender Prozess. Für jeden Betrieb individuell angepasst, ist sie eine intensive Wirtschaftsform, die einer gesunden Produktion und einem Ressourcen-Aufbau dient. Die Herausforderung besteht darin, die Lebensprozesse im Boden und in den Pflanzen, in allen jahreszeitlichen Abläufen zu kennen und zu verstehen.

Wir von der ÖkoRegion Ottersweier sehen in der „Regenerativen Landwirtschaft“ die Möglichkeit, ohne agrarindustrielle Bewirtschaftung den Boden zu „regenerieren“. Verbunden mit dem Ziel, gleichzeitig mit Hilfe von  Humusaufbau die Bodenfruchtbarkeit zu stabilisieren, um langfristig gute Ernten mit bester Qualität bei gleichzeitiger Bodenschonung zu erreichen.

Die ÖkoRegion Ottersweier ist bestrebt, den ortsansässigen Landwirten, bei Fragen rund um die Regenerative Landwirtschaft zu unterstützen, sei es um Kontakte zu vermitteln oder vor Ort Praxiswissen weiter zu geben. Die ÖkoRegion Ottersweier freut sich, mit Hermann Metzinger diesbezüglich einen Fachmann in ihren Reihen zu haben. Er hat vor einigen Jahren bei den international  bekannten Pionieren der Regenerativen Landwirtschaft, Hr.  Friedrich Wenz aus Schwanau und Hr. Dietmar Näser aus Neustadt a. d. Saale, erfolgreich den zertifizierten „Bodenkurs im Grünen“  absolviert.

Trauen Sie sich und helfen sie mit bei der Genesung unseres  „blauen“  Planeten. Es gibt bereits Landwirte in unserer Region, die nach den Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft ihre Felder bewirtschaften. Zudem erfahren diese Landwirte Unetrstützung durch den Naturpark Nordschwarzwald. Vorbildhaft ist, dass die Stadt Bühl und die Gemeinde Ottersweier allen Landwirten, die ihre Betriebe nach den Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft ausrichten, finanzielle Unterstützung für den Besuch des Bodenkurses erhalten. Sind die Landwirt bereit, auch am Humusaufbauprogramm teilzunehmen, werden 50% der Kosten für hierfür notwendigen Bodenproben erstattet.

Bei regelmäßigen Treffen und Veranstaltungen  werden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit den eigenen Erfahrungswerten und Praktiken  ausgetauscht und diskutiert. Denn so vielschichtig die mitmachenden Betriebe auch sind, Verbesserungen oder besser gesagt Veränderungen bei der Vorgehensweise und Umsetzung bewirken in jedem noch so kleinen Bereich Verbesserungen im Umgang mit dem wertvollsten Gut das wir haben, unserem Boden. Denn der ist verantwortlich, dass wir überhaupt leben können. Denn ohne Boden gedeiht und wächst nichts.